Qualität von Objektiven

Objektivtypen: Weitwinkel, Normalobjektive, Teleobjektive

Objektive werden grundsätzlich mit ihrer Brennweite gekennzeichnet. Die Brennweite ist der Abstand von der Frontlinse zu dem Brennpunkt, der bei richtiger Fokussierung auf dem Sensor liegt. Der Brennpunkt ist der Punkt, an dem die Abbildung durch die Linse am schärfsten ist. Für Kamera mit Wechselanschlüssen (Bajonett) gibt es Linsen mit Brennweiten zwischen 5 und 1000mm. Bei einer bestimmten Sensorgröße erhält man bei Verwendung einer bestimmten Brennweite einen bestimmten Bildwinkel. Je kleiner der Bildwinkel, desto mehr erscheinen die Objekte vergrößert. Je größer der Bildwinkel, desto mehr bekomme ich auf mein Bild. Daraus ergeben sich die Objektivtypen. Weitwinkelobjektive sind Objektive mit großem Bildwinkel (bis 180 Grad). Als Standardobjektive werden Objektive mit einem Bildwinkel von ungefähr 45 Grad, bzw. Zoomobjektive mit einem Bildwinkel zwischen 30 und 90 Grad bezeichnet. Alles ab einem Bildwinkel von 30 Grad oder enger werden als Teleobjektive (Engwinkelobjektive) bezeichnet. Für Hobbyfotografen sind Teleobjektive mit bis zu einem Grad Bildwinkel auf dem Markt erhältlich. Die Brennweite sagt aber nichts über die Bildqualität aus, sondern bestimmt nur den Bildwinkel der Aufnahme.

Lichtstärke bestimmt den Kontrast

Die Lichtstärke des Objektivs ist von großem Einfluss auf den Kontrast. Die Allgemein gilt: Je höher die Lichtstärke desto besser der Kontrast (und damit die Schärfe). Es gibt Objektive von Lichtstärke 1.0 bis 11. Je kleiner die Zahl so höher ist die Lichtstärke. So ist ein Objektiv mit Lichtstärke 4,0 besser als eines mit Lichtstärke 5,6 und ein Objektiv mit Lichtstärke 2,8 besser als eines mit Lichtstärke 4,0. Allerdings gilt das bei den meisten Objektiven nur bis zur Lichtstärke 2,8. Objektive mit noch größerem Durchmesser verbessern den Kontrast der Bilder meist nicht mehr. Objektive mit hohen Lichtstärken wie 1,4 bzw. 1,2 oder gar 1,0 sind aber aus einem anderen Grund interessant. Die hohen Blendenöffnungen ergeben Bilder mit geringer Schärfentiefe, das vor allem für Porträtfotografie gewünscht ist. Damit kann man dann erreichen, dass die optimale Schärfe auf dem Augenbereich liegt. Objektive mit hoher Lichtstärke haben bei Spiegelreflexkameras noch zwei weitere Vorteile. Zum einen das hellere Sucherbild. Zum anderen arbeitet das Autofokussystem der Kamera mit mehr Licht auch schneller und präziser.

Mechanische Qualität von Objektiven

Der Unterschied zwischen preiswertigen und teureren Objektiven liegt oft in der mechanischen Qualität. Preiswerte Objektive sind meistens aus Kunststoffen gefertigt. Nicht immer aber häufig leidet dadurch die Präzision. Sie besitzen mehr Spiel und Fertigungstoleranzen. Auch ist die Langlebigkeit geringer. Allerdings ist es mir in den letzten 10 Jahren auch noch kein preisgünstiges Objektiv defekt gegangen. Bei täglicher Benutzung durch Berufsfotografen mag dies anders sein. Was ich allerdings an hochwertigen Objektiven mag, ist die mechanische Präzision. Wenn man so ein Objektiv in den Händen hält, merkt man dies. Der Fokussierring läuft sehr geschmeidig und weist keinerlei Spiel auf. Oftmals werden solche Objektive auch noch mal vor dem Verkauf einzeln getestet. Für den Anfänger würde ich zum probieren erst mal ein preiswertes Objektiv empfehlen. Wenn man allerdings irgendwann einmal weiß, welche Brennweite man am liebsten verwendet, dann kann man auch mal auf ein teures Objektiv hinsparen.

Randabfall und Vignettierung

Ideal wäre ein Objektiv, welches von der Mitte bis zum Bildrand die gleiche Schärfe aufweist. Tatsächlich nimmt die Schärfe von der Bildmitte zum Bildrand immer ab. Sehr gute Objektive haben am Bildrand immer noch 90%-95% des Kontrastes der Bildmitte (meist Teleobjektive mit Festbrennweite). Richtig schlechte Objektivkonstruktionen bringen es aber nur auf 50%. Das gibt es auch immer wieder bei teuren Profiobjektiven der großen Herstellern. Von solchen Fehlkonstruktionen würde ich die Finger lassen. Bauartbedingt stark ist aber der Randabfall bei Weitwinkelobjektiven. Hier lohnt es sich sorgfältig vor einem Kauf zu informieren. Die Stärke des Randabfalles kann man aus den Objektivtests der Fotozeitschriften oder Webseiten aus dem Internet entnehmen. Sehr informativ finde ich die Webseiten opticallimits.com (deutschsprachig) und lenstip.com (englischsprachig).

Unmittelbar im Zusammenhang mit dem Randabfall steht auch die Vignettierung. Dies bezeichnet, das Dunklerwerden des Objektivs zum Rand. Die kann man schon sehen, wenn man durch den Sucher seiner Kamera sieht.

Verzeichnung

Die Verzeichnung bewirkt, dass eigentlich gerade Linien entweder nach innen (kissenförmig) oder nach außen (tonnenförmig) abgebildet werden. Insbesondere Weitwinkelobjektive neigen zu tonnenförmiger Verzeichnung. Die Verzeichnung lässt sich gut mit Software wie Photoshop oder Lightroom entfernen. Nutzt man bei Sony, Canon oder Nikon den hauseigenen Raw-Konverter bzw. fotografiert im jpeg Modus und verwendet die hauseigenen Objektive der Kamerahersteller, so wird die Verzeichnung gleich mit entfernt. Auch nachträglich lässt sich die Verzeichnung mit Bildbearbeitungssoftware korrigieren. Die Verzeichnung heutiger am Markt befindlicher Objektive (mit Ausnahme der Fisheye-Objektive) liegt zwischen 0 und 5 Grad. Bei den meisten Objektiven bleibt die Verzerrung unter 1 Grad, nur bei Weitwinkelobjektiven können sie hoch sein. Die Verzeichnung wird aber nur bemerkt, wenn gerade Linien, wie z.B. in der Architekturfotografie, eine Rolle spielen. Im Bereich der Porträtfotografie, der Tier- oder Landschaftsfotografie wird sie niemand bemerken, weswegen sie dort keine Rolle spielt.

Chromatische Aberration

Die chromatische Abberration ensteht, weil die unterschiedlichen Farben von der Linse unterschiedlich gebrochen werden. Im Ergebnis kommt zu Farbsäumen. Die Raw-Konverter können die chromatische Abberation der hauseigenen Objektive reduzieren. Noch besser ist es, wenn die chromatische Aberration schon gar nicht entsteht. Dies gelingt durch Einsatz von hochwertigen Glassorten (Canon nennt dies UD-Glas, Nikon und Sony ED-Glas). Am besten sind Fluorit-Gläser. Sie werden auf Grund ihres hohen Preises jedoch nur in den Spitzenteleobjektiven eingebaut.

Festbrennweiten oder Zoomobjektive

Zu den meisten Kameras gibt es im Set auch noch ein Zoomobjektiv. Um es mal auszuprobieren reichen diese. Einfache Zoomobjektive verlieren mit größerer Brennweite zunehmend an Lichtstärke. Am Ende kommt man Lichtstärke 5,6 oder gar 6,3 an. Diese Bilder sind dann eher flau. Hochwertige Zoomobjektive haben eine gute Lichtstärke (4,0 oder 2,8) und behalten diese über den gesamten Brennweitenbereich. Festbrennweiten sind oft noch lichtstärker. Sie haben meistens weniger Linsen eingebaut als Zoomobjektive – dies verringert die Gefahr von Bildfehlern durch innere Spiegelungen (genannt flares oder ghosts). Zudem ist die Optik genau auf die eine Brennweite optimiert. Der Randabfall ist meist sehr gering. Bei Teleobjektiven werden am Rand 90-95% der Schärfe erreicht. Der Autofokus ist meist schneller als bei Zoomobjektiven. Sie bieten die optimale Qualität. Allerdings sind sie nicht besonders geeignet, wenn sich der Abstand zum Motiv ständig schnell verändert (zum Beispiel sich schnell bewegende Tiere oder Menschen bei Sport). Da muss man doch zu einem guten Zoomobjektiv greifen. Für statische Motive wie Architektur, Blumen, Aktaufnahmen, Porträts und Landschaften sind Festbrennweiten mit hoher Lichtstärke, das Optimum, was man verwenden kann.

Brauche ich ein Objektiv mit Bildstabilisator?

Stellt man die Belichtungszeit zu kurz ein, so kann das Bild verwackelt werden. Da kann man natürlich auf die Idee kommen, ein Objektiv mit Bildstabilisator zu kaufen. In diesen Objektiven neigt sich eine Linse mit Hilfe eines eingebauten Motors um die Bewegungen des Fotografen auszugleichen. Auf den ersten Blick hört sich das gut an. Praktische Versuche haben mir aber gezeigt, dass nie wirklich die Schärfe eines mit der richtigen Belichtungszeit aufgenommen Bildes erreicht wird. Zudem verschlechtert der Bildstabilistor bei höheren Belichtungszeiten ab etwa 1/500 Sekunde sogar die Bildqualität, weil er dafür nicht schnell genug arbeitet. Bei besonders langen Belichtungszeiten, die man aus der Hand verwackelt, sollte man ohnehin ein Stativ verwenden. Daher würde ich empfehlen sich besser mit den richtigen Belichtungszeiten vertraut zu machen (Grundlagenkurs Fotografie) und erforderlichenfalls ein Stativ zu verwenden. Der einzige Fall, wo ein Bildstabilisator gute Dienste leistet, ist wenn man mit seiner Kamera Videofilme aufnehmen will.

Fotokünstlerische Qualität: Bokeh

Bokeh ist japanisch und bedeutet soviel wie schöne Unschärfe. Die Art des Bokehs bestimmt wie Motive außerhalb des Schärfebereichs abgebildet werden. Die Form der in der Unschärfe liegende Objekte hängt vor allem von der Blende ab. Einfache Objektive verfügen nur über 5-7 Blendenlamellen. Sehr gute Objektive haben meist 9 Blendenlamellen. Hochwertige Objektive haben abgerundete Blendenlamellen. Das ergibt sehr schöne Unschärfekreise, die man auch zur künstlerischen Bildgestaltung einsetzen kann.

Objektiv gebraucht oder neukaufen?

Gerade hochwertige Objektive halten ihre Qualität oft über Jahrzehnte. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass Hobbyfotografen ihre wertvollen Stücke pfleglich behandeln. Allerdings kann es bei Naturfotografen vorkommen, dass Feuchtigkeit oder Sand in das Objektive gekommen ist. Bei heruntergefallen Objektiven, die dann einen Schlag haben und dezentriert sind, sollte man vom Verkäufer den Kaufpreis zurückfordern. Man geht bei privaten Verkäufen immer ein gewisses Risiko ein. Wer auf sicher gehen will, kann jedoch bei einem Gebrauchthändler online kaufen. Da hat man ein Recht, die Ware binnen 14 Tagen wieder zurückzuschicken. Das reicht um sich das Objektiv genau anzusehen.


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