Künstlerische Architekturfotografie

Objektive für die Architekturfotografie

Für die Architekturfotografie werden meistens Weitwinkelobjektive, Fisheyes und Tilt/Shiftobjektive eingesetzt. Es ist zwar möglich Standardzooms oder Teleobjektive zu verwenden. Da Architektur relativ groß ist, braucht man mit einem Teleobjektiv einen sehr großen Abstand zum Motiv, wenn man das ganze Gebäude ablichten will. Das geht auch mit Wolkenkratzern. Aber das Bild wird dann sehr zweidimensional und keinesfalls plastisch oder dreidimensional wirken.

mit einem Standardobjektiv fotografiert (35mm an APS-C-Kamera)

Mit einem Weitwinkelobjektiv erhalte ich eine viel spannendere Perspektive.

mit 100 Grad Weitwinkelobjektiv fotografiert

Künstlerische versus dokumentarische Architekturfotografie

Museum Barberini

Dokumentarische Architekturfotografie dient der Dokumentation von Gebäuden und Bauwerken. Sie dient häufig dazu Städteplanern, Bauherrren und Kaufinteressenten ein möglichst die realen Proportionen wiedergebendes Bild von einem zum Verkauf stehenden oder noch entstehenden Gebäude zu vermitteln. Das bedeutet, dass gerade Linien des Gebäudes auch in der Abbildung gerade Linien sein sollen und rechte Winkel des Gebäudes auch in der Abbildung gerade Linien sein sollen. Ebenso sollte die Farben des Abbildes auch möglichst genau dem Vorbild entsprechen. Künstlerische Architekturfotografie schert sich dagegen nicht um perspektivische Verzerrungen oder farbliche Veränderungen. Es geht dabei vielmehr um die Wirkung auf den Betrachtung. In der künstlerischen Architekturfotografie ist alles gut, was den Betrachter beeindruckt.

Hochhaus „Zoofenster“

Korrektur stürzender Linien

Kathedrale von Wells

In Einsteigerseminaren zur Architekturfotografie wird den Teilnehmern beigebracht, wie sie stürzende Linien vermeiden oder sie mittels eines Bildbearbeitungsprogramms korrigieren. Das macht erst einmal Sinn damit man sieht, wie man ein Gebäude unverzerrt wiedergibt. Allerdings lassen sich stürzende Linien auch als künstlerisches Stilmittel einsetzen. Wenn man dies möchte, dann sollte man dies sehr deutlich verwenden, damit einen die Betrachter nicht unterstellen, es handle sich um einen Fehler einer nicht sorgfältigen Arbeit. Fazit: Wenn man stürzenden Linien als künstlerisches Stilmittel einsetzt, dann sollte man diese sehr betont verwenden.

Edinburgh

Brauche ich ein Tilt- bzw. Shiftobjektiv?

In den Anfangsjahren der Fotografie verwendete man für Architekturaufnahmen Großformatkameras mit ausziehbarem beweglichen Galgen. In dem man die Linsen verschob konnte man stürzende Linien vermeiden, auch wenn man sich direkt vor dem Gebäude befand. Die selbe Funktionsweise haben Shiftobjektive. Wenn man sich sehr nah am Gebäude befindet und für dokumentarische Fotos ohne stürzende Linien vermeiden will, kann man ein Shiftobjektiv verwenden. Man kann allerdings die stürzenden Linien auch im Nachhinein mit einem Bildbearbeitungsprogramm wieder herausrechnen, auch wenn man dann ein wenig an Schärfe verliert. Im Bereich künstlerischer Architekturfotografie kann man aber auch mit stürzenden Linien als Gestaltungsmittel arbeiten und braucht daher kein Shiftobjektiv.

Architekturfotografie mit Fisheye-Objektiven

Ein Fisheye ist ein Objektiv bei denen die gekrümmten Linien nicht korrigiert wurden. Die Frontlinse ist konvex gekrümmt (daher der Name Fisheye). Die meisten Fisheyes ermöglichen einen Bildwinkel von 180 Grad. Wegen der gekrümmten Linien ergibt sich ein surrealer Bildeindruck.

normale Weitwinkealaufnahme
Fisheye-Aufnahme

Neben den normalen Fisheye-Weitwinkeln gibt es auch kreisrunde (zirkuläre) Fisheye-Objektive. Alle Linien, welche nicht direkt aus der Bildmitte kommen, werden stark verzerrt abgebildet. Damit erzeugt man sehr außergewöhnliche Bilder.

Potsdamer Platz

Ganz besonders fremdartige Bilder erhält man, wenn man mit dem kreisrunden Fisheye-Objektiv den Blick nach oben richtet.

Moskau City

Spiegelungen

Reizvolle Motive sind auch Spiegelungen. Spiegelungen der Architektur finden sich in Wasserbecken sowie auf den Glasfassaden der Hochhäuser.

Berliner Auster
Torontos Hochhäuser

Architektur in schwarzweiss

Bilder ohne Farbe fokussieren den Blick auf die Formen und Strukturen. Schwarzweisse oder monochrome Bilder eignene sich daher besonders für die Architekturfotografie. Sie wirken professionell und klassisch schön.